Dampfen ohne genügend Wasser ist sehr gefährlich – ein Videobeitrag mit Heinz Schnabel, Berater der ZMB in den Gründungsjahren
01.11.2018
Die vertuschte Katastrophe in der ehemaligen DDR: Am 27. November 1977 explodierte eine Dampflok
Herzlichen Dank an Heini Billeter, er hat den Artikel gefunden
Die Regierung vom Arbeiterparadies hielt grössere Unglücksfälle stets so gut als irgend möglich unter dem Deckel, darum wurde der wahre Sachverhalt und die Fotos erst nach dem Mauerfall 1989 allgemein bekannt.
Die reguläre Lokomotive des Schnellzugs D 567 von Berlin-Schöneweide nach Leipzig Hauptbahnhof, eine Lokomotive der Baureihe 03, war schon auf der Hinfahrt nach Berlin aufgrund von Wassermangel schadhaft und unbrauchbar geworden. Deshalb musste die – im Bahnbetriebswerk von Berlin Ostbahnhof – stationierte Dampflokomotive 01 1516 eingesetzt werden.
Sie war erst wenige Tage zuvor aus dem Reichsbahnausbesserungswerk Meiningen von einer Hauptuntersuchung zurückgekehrt und als Reservelok eingeteilt. Nun wurde sie für diese Leistung kurzfristig vorgesehen. Die Lokdienstleitung teilte Lokführer Schelbe und Heizer Franke mit, dass die Vorräte der Lok deshalb noch zu ergänzen seien. Inzwischen war eine größere Verspätung aufgelaufen. Es wurde nur Kohle, aber kein Wasser aufgenommen, der Lokleitung jedoch mitgeteilt, die Vorräte seien vollständig ergänzt. Auch auf der Strecke wurde zur Wasseraufnahme nicht angehalten. Die Untersuchungskommission fand heraus, dass der Wasservorrat im Tender vollständig aufgebraucht war. Die Materialuntersuchung der Feuerbüchse ergab, dass sie auf ca. 740 °C erhitzt worden war. Um diese Temperaturen im Material zu erreichen, musste die Feuerbüchsendecke mindestens vier Minuten lang nicht mit Wasser bedeckt gewesen sein. Der Wasserstand im Kessel war so tief gesunken, dass das restliche Wasser beimBremsen für den planmäßigen Halt im Bahnhof Bitterfeld zunächst nach vorne lief und beim Stehenbleibender Lokomotive nach hinten gegen freiliegende überhitzteTeile der Heizfläche schwappte. Das Wasser verdampfte explosionsartig. Die Decke der Feuerbüchse riss ein, der Kessel der Maschine zerknallte und schleuderte das Führerhaus fort. Gleichzeitig drehte er sich, und die Glut aus dem Kessel traf einen auf dem Nachbargleis einfahrenden Reisezug, von dem zwei Personenwagen in Brand gerieten. Der Kessel riss sich von der Lokomotive los, wirbelte durch die Luft und landete etwa 40 Meter von der Lok entfernt auf dem Geleise. Wäre der sich überschlagende Kessel nur etwas nach rechts geflogen, hätte er auf dem Bahnsteig etwa 100 – 150 Personen getötet. Der Lokomotivführer Schelbe und der Heizer Franke wurden auf dem Bahnsteigdach tot aufgefunden. Durch umherfliegende Splitter und Trümmer kamen am Bahnhof Bitterfeld sieben weitere Personen ums Leben, fünfzig Personen wurden schwer verletzt. Das Bahnsteigdach und sechzig Meter Oberleitung wurden stark beschädigt.
In einem interessanten Video erklärt der Reichsbahn Oberrat Heinz Schnabel den Hergang des Unglücks detailliert, siehe unter: https://www.youtube.com/watch?v=lV0DR3DaCkw